Zwei neue Windparks in Schulenburg geplant – doch Bürgern fehlen wichtige Informationen

Sie wollen Druck machen: Noch immer wissen die Schulenburger und Schulenburgerinnen aus ihrer Sicht viel zu wenig über die beiden Windparks, die in der Nachbarschaft entstehen sollen. Denn das Verfahren läuft unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Immerhin sind die Standorte jetzt bekannt.

Hier soll der Windpark III entstehen: Blick auf das freie Feld südlich von Schulenburg. Im Hintergrund ist die Zuckerfabrik in Nordstemmen zu sehen.
Quelle: Torsten Lippelt

Pattensen. Gerüchte im Ort gibt es schon lange: Demnach sollen bei Schulenburg mehrere neue Windkraftanlagen gebaut werden. Doch auf Anfragen von Bürgern ebenso wie von dieser Redaktion gaben die Region Hannover als Genehmigungsbehörde und die Stadt Pattensen immer nur sehr spärliche Informationen preis – denn eine Beteiligung der Öffentlichkeit für dieses Verfahren ist nicht vorgesehen. Jetzt hat der Auftraggeber, der Energieversorger EnBW Windkraftprojekte GmbH, zumindest die Eckdaten veröffentlicht.

Demnach sind bei Schulenburg zwei neue Gebiete für Windkraftanlagen in Planung, der Windpark Schulenburg III und der Windpark Schulenburg IV. Ersterer soll südwestlich der Ortschaft zwischen den Kreisstraßen 204 und 210 sowie der B3 entstehen. Der andere Windpark ist nordwestlich von Schulenburg zu beiden Seiten der Landesstraße 460 geplant.

Diese Sache bringt unsere Demokratie so ein bisschen ins Wackeln. Das ist nicht sauber.
Arndt Brinkmann,

UWG-Ratsherr und Vizeortsbürgermeister

Neue Windräder sollen bis zu 250 Meter hoch werden

Für beide Parks sind bis zu vier Windkraftanlagen mit einem Rotordurchmesser bis zu 175 Metern und einer Nabenhöhe bis zu 162 Metern vorgesehen. Damit kann eine Maximalhöhe bis zu 250 Metern erreicht werden. Windräder dieser Größenordnung gibt es bisher rund um Schulenburg noch nicht. Die Leistung von vier der Anlagen soll rein rechnerisch den Stromverbrauch von rund 13.000 Haushalten decken können. Um den Netzanschluss der Windkraftanlagen zu gewährleisten, wird nordöstlich von Springe-Mittelrode ein eigenes Umspannwerk geplant.

Die Planungen für den Windpark III sind auch schon relativ konkret. Das Projekt befindet sich in der Genehmigungsphase. Der Baustart ist für das dritte Quartal 2026 vorgesehen. Gutachten etwa zu den Schallimmissionen oder dem Schattenwurf der Windräder sollen garantieren, dass die vorgeschriebenen Werte zum Schutz der Bevölkerung und der Natur eingehalten werden. Doch hier setzt das Misstrauen einiger Bürgerinnen und Bürger ein: Warum dürfen sich zum Beispiel weder die Region Hannover noch die Stadt Pattensen bisher zu dem Vorgang äußern?

Stadt Pattensen darf keine Informationen herausgeben

Der formale Grund dafür ist, dass bei Windparks mit weniger als 20 Windkraftanlagen das sogenannte „vereinfachte Verfahren“ ohne eine öffentliche Beteiligung angewandt wird, um Projekte dieser Art zu beschleunigen. Das erläuterte Pattensens Erster Stadtrat und Leiter des Fachbereichs Technische Dienste, Axel Müller, in der jüngsten Ratssitzung. Er verstehe die Unruhe in der Bevölkerung, weil beim Bau von so großen Bauwerken das Interesse der Bevölkerung verständlicherweise groß sei, sagte Müller. „Doch uns sind die Hände gebunden. Wir dürfen über das Projekt keine Informationen herausgeben“, betonte er.

Der UWG-Ratsherr und stellvertretende Ortsbürgermeister Schulenburgs, Arndt Brinkmann, ärgert sich darüber. Teilweise soll der Ortsrat im Jahr 2024 technische Unterlagen mit mehr als 600 Seiten bekommen haben. „Dazu sollten wir dann innerhalb von drei Tagen eine Stellungnahme abgeben. Ich wage zu behaupten, dass niemand aus dem Ortsrat die Dokumente komplett gelesen und verstanden hat – mich eingeschlossen“, sagte er.

Uns sind die Hände gebunden. Wir dürfen über das Projekt keine Informationen herausgeben.
Axel Müller,

Pattensens Erster Stadtrat

Brinkmann kritisierte, dass er auch keine Experten wie Physiker oder Naturschützer dazu befragen durfte, weil der Vorgang nicht öffentlich ist. „Ich konnte nicht mal die Feuerwehr fragen, ob denn genug Löschwasser zur Verfügung steht, wenn es im Windpark einmal brennt“, kritisierte der Schulenburger. Dennoch seien es letztlich auch die Ortsratsmitglieder, die in der Öffentlichkeit für solche Projekte Verantwortung übernehmen müssten – genau dafür hätten Bürgerinnen und Bürger sie gewählt. „Diese Sache bringt unsere Demokratie so ein bisschen ins Wackeln. Das ist nicht sauber“, findet Brinkmann.

Schulenburger wollen das Projekt in einer öffentlichen Veranstaltung vorstellen

Bürgermeisterin Ramona Schumann (SPD), die in Schulenburg wohnt, verwies darauf, dass die Möglichkeit des „vereinfachten Verfahrens“ auf demokratischer Ebene im Bund beschlossen wurde. CDU-Ratsherr Georg Thomas sagte, auch aus seiner Sicht sei es unglücklich, dass das „Verfahren komplett im nicht öffentlichen Raum abgewickelt wird und somit auch die Presse ihre kontrollierende Funktion nicht ausüben kann“. Allerdings glaube er auch nicht, dass sich mit einer Beteiligung der Öffentlichkeit der Bau der Windräder am Ende verhindern lasse.

Einige Schulenburger und Schulenburgerinnen wollen jetzt dennoch in einer öffentlichen Veranstaltung alle Informationen und Daten zusammentragen, die sie bisher sammeln konnten. Dazu gehören unter anderem Karl Grotjahn und Karl Heinz Iwannek. Grotjahn stellt bereits einige der von EnBW weitergegebenen Hintergrundinformationen infrage. Er hält es etwa durchaus für notwendig, darüber zu diskutieren, ob Windräder tatsächlich keinen Einfluss auf den Wert der benachbarten Grundstücke haben.

Die Infoveranstaltung beginnt am Montag, 10. Februar, um 19.30 Uhr im Vereinsheim des KKSV Schulenburg, Adenser Straße 1.

Artikel: HAZ/NP Leine Nachrichten von Tobias Lehmann, 07.02.2025