Grundschulneubau Schulenburg: Deshalb sprechen sich Lehrkräfte für den Südstandort aus
Arne Ellenberg ist bewusst, dass er sich mit der Stellungnahme der Lehrkräfte aus den Pattenser Ortsteilen Jeinsen und Schulenburg nicht gerade beliebt macht. Dennoch spricht er sich mit den Kollegen klar für einen Grundschulneubau am Standort Süd in Schulenburg aus.

Auf diesem Areal nahe der Domäne in Schulenburg soll die neue Grundschule entstehen. Die Lehrer aus Jeinsen und Schulenburg wollen den Neubau dort noch verhindern.
© Quelle: Mark Bode
Jeinsen/Schulenburg. Während der bisherigen Debatte um den geplanten Standort der neuen Grundschule in Schulenburg hatten sich die Lehrerinnen und Lehrer der Leinetalschule sowie der bestehenden Grundschule in Schulenburg nicht öffentlich in die Diskussion eingemischt. Das hat sich nun aber geändert. Im Schulausschuss wurde kürzlich eine Stellungnahme im Namen des gesamten elfköpfigen Kollegiums verlesen, das sich laut Schreiben einstimmig für den Schulneubau am Standort Süd ausgesprochen hat. Damit stellen sich die Lehrkräfte gegen einen bestehenden Ratsbeschluss und auch das Rathaus. „Mir ist bewusst, dass ich mir damit keine Freunde mache“, sagt Arne Ellenberg, Schulleiter der Leinetalschule in Jeinsen und designierter Schulleiter der neuen Grundschule.
Auf die Frage, weshalb sich die Lehrerschaft erst jetzt positioniert, hält sich Ellenberg zurück. Das sei eine Angelegenheit, die es mit der Stadtverwaltung intern zu klären gebe. Bislang habe es eine politische Entscheidung pro Standort Nord gegeben. Dieser Platz nahe der Domäne ist allerdings umstritten – besonders, nachdem in Bodenproben krebserregende Stoffe gefunden worden waren. Nachdem die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) Schulenburg einen Antrag gestellt hatte, komplett neu über den Schulneubau nachzudenken, hatten die Lehrer ihre Chance gesehen, sich doch noch einzumischen.
Ellenberg sieht Schließung der Leinetalschule als „Entscheidung gegen Bildungsqualität“
“Unserer Auffassung nach spielt der Standort für die zukünftige Qualität der Grundschule Schulenburg eine große Rolle”, schreiben die Lehrkräfte. In der Stellungnahme heißt es weiter: “Als Pädagogen, die die Zukunft der Grundschule Schulenburg auf dem neuen Gelände und im neuen Gebäude gemeinsam mit den Kindern gestalten werden, halten wir es für unsere Pflicht, darauf hinzuweisen, dass die Qualität und Quantität von attraktiven Lernangeboten am Standort ,Süd’ erheblich höher ist.” Ellenberg ergänzt, dass die Politik mit der Schließung der Leinetalschule “die erste Entscheidung gegen Bildungsqualität” getroffen habe.
Kooperationen mit TSV und Tennisverein möglich
Konkret formulieren die Pädagogen, dass die Nutzung des nahe gelegenen Vereinsgeländes des TSV Schulenburg für unterschiedliche Sport- und Bewegungsangebote genutzt werden könne. Eine Kooperation mit dem Tennisverein sei ebenfalls möglich. Die Nähe zum Kindergarten sowie die Möglichkeit für regelmäßige Gänge in die umliegende Natur, beispielsweise in die Leinemasch und den Wald am Marienberg, seien weitere Vorteile.
Insgesamt sei es „eine ruhige, für eine Schule angemessene Umgebung“. Die Belastung durch Lärm und Abgase sei geringer. Zudem bestünden weniger Gefahren für die Grundschulkinder, zu denen die Lehrkräfte am Nordstandort den angrenzenden Löschteich und die Hauptverkehrsstraßen zählen. In Richtung Politik und Stadtverwaltung schreibt das Kollegium: „Bitte berücksichtigen sie, dass eine Entscheidung für den Standort ,Süd’ eine Entscheidung für eine qualitativ hochwertigere Schule ist.“ Es sei eine Entscheidung für mehr Lern- und Lebensqualität von Kindern in Thiedenwiese, Vardegötzen, Jeinsen und Schulenburg für die kommenden 50 Jahre.
Mehrkosten sind in Kauf zu nehmen
Zum von Kritikern vorgebrachten Einwand, dass aufgrund einer erneuten Diskussion Zeit und Geld verloren gingen, entgegnen die Lehrerinnen und Lehrer: „Für diesen Gewinn an Lern- und Lebensqualität sind Mehrkosten und eine zeitliche Verzögerung aus unserer Sicht in Kauf zu nehmen.“ Ellenberg erklärt, dass er sich „keine großen Hoffnungen“ mache, mit dieser Stellungnahme die demokratisch getroffene Entscheidung zu revidieren. Dennoch sei es den Lehrkräften ein Bedürfnis gewesen, sich so zu äußern.
Artikel: HAZ/NP Leine Nachrichten von Mark Bode, 12.10.2021