Braucht Schulenburg eine Kita mit fünf Gruppen?
Der Kita-Bedarfsplan prognostiziert für Pattensen-Schulenburg mehr als 50 freie Plätze. UWJ-Ratsherr Uwe Meyer schlägt vor, in dem geplanten Kita-Neubau nur drei statt fünf Gruppen einzurichten. Doch die Zeit drängt: Der Bauauftrag soll bald vergeben werden.

Die neue Kindertagesstätte in Schulenburg wird auf dem Gelände der alten Grundschule gebaut.
© Quelle: Kim Gallop (Archiv)
Jeinsen/Schulenburg. Bald wird die neue Kindertagesstätte in Schulenburg gebaut. Im März will die Stadt den Auftrag an ein Bauunternehmen vergeben. Zurzeit liegen zwei Angebote vor, die zwischen 3,6 und 3,7 Millionen Euro schwanken und damit deutlich höher als die von der Stadtverwaltung geschätzten Kosten von 2,9 Millionen Euro liegen.
Der Rat sollte jetzt die zusätzlichen Kosten des bereits fest geplanten Projekts genehmigen. Doch stattdessen brachte UWJ-Ratsherr Dirk Meyer fast am Ende der fünfeinhalbstündigen Ratssitzung am Donnerstagabend noch einen neuen Antrag ein: Die Stadt soll prüfen, ob nicht auch eine kleinere Kindertagesstätte möglich wäre. Das könne auch die Kosten reduzieren.
Bedarfsplan für Kindertagesstätten veröffentlicht
Hintergrund ist der vor etwa zwei Wochen von der Stadtverwaltung veröffentlichte Bedarfsplan für die Kindertagesstätten. Die neue Einrichtung in Schulenburg ist für fünf Gruppen geplant. Das Gebäude soll ähnlich der Kindertagesstätte an der Ruther Straße in Pattensen-Mitte gebaut werden. Der Bedarfsplan prognostiziert jetzt allerdings, dass mit fünf neuen Gruppen ab 2025 mehr als 50 Plätze für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren frei bleiben werden.
In dem Jahr soll in Jeinsen die Leinetalschule in eine Kindertagesstätte umgebaut werden. So lautet der aktuelle Ratsbeschluss. Meyer sagte, er befürchte allerdings, dass das Gremium die Entscheidung mit dem Verweis, dass in Schulenburg ausreichend freie Plätze zur Verfügung stehen, wieder rückgängig macht und auf die Kindertagesstätte in Jeinsen verzichtet.
Verwaltung spricht sich für geplante Kita mit fünf Gruppen aus
Bürgermeisterin Ramona Schumann wies darauf hin, dass es aktuell zu wenig Kitaplätze in Schulenburg gebe und die Stadt ohnehin bereits im Verzug sei. „Eigentlich sollte die Kindertagesstätte schon im vergangenen Jahr gebaut werden“, sagte sie. Eine Neuplanung der Einrichtung würde zu weiteren Verzögerungen führen. „Dabei haben wir jetzt erstmals seit langer Zeit die Gelegenheit, mit unserem Angebot vor den tatsächlichen Bedarf zu kommen. Wir können dann wieder agieren und nicht nur reagieren“, sagte sie. Das Ziel solle sein, jedem Kind, das neu nach Pattensen kommt, innerhalb eines Monats einen Platz in einer Tagesstätte anbieten zu können.
Fachbereichsleiter Ali Kara unterstützte sie. „Die Erfahrung zeigt, dass ein bestehendes Angebot immer auch Nachfrage schafft“, sagte er. Weiterhin könnten auch Situationen auftreten, die in der Prognose des Bedarfsplans nicht berücksichtigt wurden. Ein Beispiel dafür sei Schulenburg: Dort zogen vor einigen Jahren gleich mehrere neue Familien mit Kindern zu, die in keiner Prognose vorhergesagt wurden. In der Folge reichten die Plätze in Kindertagesstätten nicht aus.
Knappe Mehrheit des Rats will über den UWJ-Antrag beraten
Der Erste Stadtrat Axel Müller ergänzte, dass er eine Reduzierung der Kosten für unwahrscheinlich halte. Denn die Neuplanung schaffe zusätzliche Kosten. Zudem müsse die Vergabe dann noch einmal neu ausgeschrieben werden. „Und bei der aktuellen Marktlage müssen wir auch dort mit steigenden Preisen rechnen“, sagte er.
Die Ratsfraktionen beteuerten zunächst mehrheitlich, dass sie hinter der Entscheidung stehen, dass Jeinsen eine neue Kindertagesstätte bekommen soll. Meyers Antrag bewerteten sie jedoch unterschiedlich. Roman Dobberstein (CDU) sagte, dass es nicht gerechtfertigt wäre, „diesen Antrag einfach abzubügeln“. Er plädierte dafür, zunächst noch einmal in den Fraktionen darüber zu sprechen. Sein Fraktionskollege Georg Thomas ergänzte, dass dies noch keine Positionierung für eine Seite sei. Ähnlich äußerte sich die Bündnisgrüne Sandra Stets. „Wir müssen die Argumente zunächst in unserer Fraktion abwägen, bevor wir uns entscheiden“, sagte sie.
Zeit drängt: Entscheidung über Kita-Neubau bis 22. Februar
Klaus Iffland (UWG) hatte bereits eine Meinung. Er verwies auf die Äußerungen von Schumann und Müller, dass eine Neuplanung voraussichtlich keine Kosten spare, aber dafür das Projekt verzögere. Auch Jens Ernst (SPD) merkte an, dass eine Neuplanung finanziell unsicher ist.
Das Problem von Meyers Antrag ist, dass die Zeit drängt. Axel Müller wies darauf hin, dass die Entscheidung spätestens bis zum 22. Februar getroffen werden müsse. Dies sei der letzte mögliche Termin, um den Auftrag Anfang März abschließend zu vergeben. Sonst müsste das Projekt erneut ausgeschrieben werden.
15 Ratsmitglieder aus CDU, Bündnisgrünen und UWJ sprachen sich schließlich dafür aus, den Antrag in der noch zur Verfügung stehenden Zeit in den Fraktionen zu beraten und erst anschließend darüber zu entscheiden. Bürgermeisterin Ramona Schumann sowie die Mitglieder aus SPD, UWG, FDP und Freien Wählern stimmten dagegen. Thomas Bungart (AFD) enthielt sich.
Artikel: HAZ/NP Leine Nachrichten von Tobias Lehmann, 30.01.2022